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BENIN

 

 

Geschichte

Wenig ist bekannt über die Geschichte des heutigen Benin vor Ankunft der ersten Europäer. Zu vorchristlicher Zeit lebten auf dem Gebiet Pygmäen, sie waren Jäger und Sammler. Im 1. Jahrtausend n.Chr. gab es Einwanderungen verschiedener Landwirtschaft und Viehzucht betreibender Völker wie die Somba, Bariba, Fulbe oder Fon.

1473 segelten die Portugiesen auf ihrer Suche nach dem Weg nach Indien vorbei, doch sollte es noch 200 weitere Jahre dauern, bis die  Europäer begannen, in Benin intensiven Handel zu treiben, zuerst mit üblichen Handelswaren, doch schon bald folgte die „Ware Mensch“. Vermutlich bis zu 20.000 Sklaven wurden jedes Jahr aus Ouidah, Porto Novo und Grand Popo verschickt, wobei die Hilfe des Königreichs Dahomé im Sklavenhandel eine wichtige Rolle spielte, für die seine Herrscher reichlich mit Waffen und Kanonen bezahlt wurden.

Über die Entstehung des Königreichs Dahomé, abgeleitet von dem Wort danhomé,  das in der Sprache der Fon so viel wie  „in den Bauch von Dan“ bedeutet, existieren verschiedene Legenden, die alle mit Dan verbunden sind. Eine besagt, dass immer mehr Königssöhne, davon auch Houégbadja, der erste große König von Abomey, den Dorfchef Dan nach immer mehr Land fragten, bis dieser ihnen vorwarf, dass sie nie zufrieden sein würden, bis sie in seinem Bauch wohnen würden. Eine andere Legende besagt, dass Dan den König mit seiner Frau betrogen hat und der König einen Pfosten errichten ließ durch seinen Palast und den Bauch von Dan. Wie dem auch sei, die späteren Kolonialherren aus Frankreich konnten den Namen nicht richtig aussprechen und machten daraus Dahomé.  Das Königreich Dahomé mit seiner Hauptstadt Abomey stieg Mitte des 17. Jahrhunderts zu einer regionalen Macht auf, die bis zur Ankunft der Franzosen 1892 Bestand hatte. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts profitierten die Herrscher von Dahomé vom Sklavenhandel. Erst unter der Herrschaft des vorletzten Königs Glélé wurde der Handel mit Menschen wirklich abgeschafft. Die Produkte Palmöl und Tabak konnten die Ware Mensch nicht kompensieren, und so begann der Verfall des Königreiches, der in der Einnahme der Stadt durch die Franzosen gipfelte. Damit Abomey nicht in die Hände des Feindes fällt, zündete der König Gbehanzin I die Stadt an, doch dies konnte den Vormarsch der Franzosen nicht aufhalten. Gbehanzin musste fliehen und wurde schließlich zwei Jahre später gefangen genommen und ins Exil geschickt. Er starb 1906 in Algerien. Die Franzosen marschierten weiter nach Norden und nahmen nacheinander die Königreiche von Nikki, Djougou und Parakou ein. Am 22. Juni 1894 war die Kolonie Dahomé geboren und wurde ein Bestandteil von Französisch-Westafrika.

Über 60 Jahre lang stand die Kolonie unter der Kontrolle des französischen Gouverneurs in Dakar.  In dieser Zeit wurde der Tiefseehafen von Cotonou ausgebaut und Fortschritte in Bildung und Gesundheitswesen erreicht.  Am 1. August 1960 erlangte Dahomé die Unabhängigkeit von Frankreich.

Noch im selben Jahr fanden Wahlen statt und Hubert Maga aus dem Norden des Landes wurde Präsident. Doch schon 3 Jahre später wurde er durch einen Staatsstreich entmachtet. Fortan sorgten mehrere Staatsstreiche und Putschversuche für die Instabilität des Landes. 1972 kam Major Mathieu Kérékou nach fünf erfolgreichen und drei gescheiterten Staatsstreichen, fünf  verschiedenen Verfassungen und vierzehn wechselnden Präsidenten an die Macht. Er schlug einen marxistisch-leninistischen Kurs ein. Kérékou blieb 17 Jahre an der Macht, die Misswirtschaft, Unterdrückung und Verschuldung bedeuteten. 1975 wurde der Name des Landes in Volksrepublik Benin transformiert in Anlehnung an das historische ruhmvolle Reich Benin auf dem heutigen Staatsgebiet von Nigeria. Die Jahre 1989 und 1990 waren geprägt von Unruhen aufgrund der schlechten Wirtschaftslage, die zu der Abhaltung einer Nationalkonferenz führten, bei der der ehemalige Exekutivdirektor der Weltbank Nicéphore Soglo zum Premierminister ernannt wurde. Eine Präsidialdemokratie wurde ausgerufen, die ab 1996 von Mathieu Kérékou fortgesetzt wurde. Dieser politische Wechsel des einstigen Kommunisten brachte ihm den Spitznamen „Chamäleon“ ein. 2006 konnte Kérékou laut Verfassung nicht mehr antreten, und Dr.  Boni Yayi  gewann die Wahlen. Er wurde 2011 im Amt bestätigt, wobei seine Wiederwahl sehr umstritten ist und von Vorwürfen des Wahlbetrugs überschattet wird.

 

Bevölkerung

Die gut 9 Millionen Einwohner gehören über 40 verschiedenen ethnischen Gruppen an, jede hat ihre eigene Geschichte, Sprache und Kultur. Die größte Volksgruppe stellen die Fon dar, der etwa 40 % der Bevölkerung angehören. Mit den Fon verwandt sind die Adja im Südwesten des Landes und die Goun in der Gegend um Porto-Novo. Die zweitgrößte Ethnie im Süden Benins sind die Yoruba, die ursprünglich aus dem westlichen Teil von Nigeria eingewandert sind und heute etwa 12 % der Gesamtbevölkerung ausmachen. Sie sind im Südosten und im Zentrum des Landes ansässig. Um Porto-Novo und Ouidah trifft man häufig Kreolen an, Nachkommen von Sklaven, die in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Die vorherrschenden Stämme im Norden sind die Betammaribé, besser bekannt als Somba, die Bariba und die Dendi. Die Somba sind berühmt für ihre Lehmburgen, Tata genannt, wahre architektonische Juwelen. Sie sind in den Atakora-Bergen zuhause. Die Bariba leben im Nordosten des Landes, ihre Hauptstadt ist Nikki. Die größte Ethnie im Norden Benins sind die Dendi, die vermutlich aus Mali eingewandert sind und sich um Parakou und Natitingou niedergelassen haben. Eine weitere ethnische Gruppe, die im Norden Benins vorzufinden ist, sind die normadisierenden Fulbe oder auch Peulh genannt.

 

Religionen

Benin gilt als die Wiege des Voodoo (oder auch Vodoun). Zwar bekennen sich nur ungefähr 17% der Bevölkerung zu diesem Glauben, doch praktizieren schätzungsweise 60%-70% Voodoo, da viele Beniner an dem traditionellen Glauben festhalten, auch wenn sie offiziell anderen Religionen angehören. Laut Statistik ist das Christentum mit ca. 35 % vertreten, davon mehrheitlich Katholiken, der Islam mit 25%.

Ursprünglich im heutigen Benin beheimatet, hat sich der Voodoo-Glaube durch den Sklavenhandel auch in Länder wie Haiti, USA und Brasilien ausgedehnt. Seine Anhängerschaft wird heute weltweit auf über 50 Millionen geschätzt. Das Wort „Voodoo“ bedeutet in der Fon-Sprache „Gott“ oder „Geist“ und ist eine Kultur, die gut 4000 Jahre alt ist. Voodoo ist sehr komplex und unterteilt sich in verschiedene Gruppen, die jede ihre eigene Tradition und einen Loa, einen geistigen Führer, hat. Das Voodoo-Pantheon umfasst weit über 200 Götter und Geister. Die höchste Gottheit ist Mawa-Lissa, wobei Mawa die weibliche Seite mit all ihren weiblichen Eigenschaften und Lissa das Männliche mit seinen Charakteristika darstellt. Weitere wichtige Götter sind Legba, der Vermittler zwischen den Göttern und den Menschen, Fa der Schicksalsgott, Sogba, der das Meer und die Stürme beherrscht und Dan, der Schlangengott, dem der Pythontempel in Ouidah geweiht ist. Bei Voodooritualen nehmen Tieropfer und das Opfern von Speisen, Rum oder Tabak eine zentrale Stelle ein, um Götter und Geister milde zu stimmen. Priester tanzen sich in Trance unter Trommelrhythmen und können dadurch mit den Geistern ihrer Vorfahren kommunizieren. Während sie sich in Trance befinden, können sie Hilfesuchenden den Rat der Götter mitteilen. Die animistische Religion wird in westlichen Ländern oft mit dem Bild in Verbindung gebracht, das Hollywood-Filme vermitteln und als barbarischer Kult falsch verstanden.

 

Sprachen

Amtssprache ist Französisch. Von den lokalen Sprachen ist Fon die wichtigste, sie wird von einem Großteil der Bevölkerung im Süden und Zentrum des Landes gesprochen und sie gilt als die Hauptverkehrssprache. Weitere Sprachen sind Yoruba, Bariba und Dendi. Insgesamt werden neben Französisch noch 53 verschiedene Sprachen und Idiome gesprochen.

 

Flora und Fauna

Flora

Die Flora Benins umfasst rund 3000 Arten von Sträuchern, Bäumen und anderen Pflanzen. Der vorherrschende Vegetationstyp Benins ist die Savanne, die sich in Feucht- und Trockensavanne unterteilt. Der Regenwald, der früher die Küstenregion beherrschte, wurde weitgehend abgeholzt. Heute gibt es nur noch geringe Waldflächen. Im Süden wachsen die Nutzpflanzen Öl- und Kokospalmen. Weitere Nutzpflanzen sind u.a. Baumwolle, Maniok, Bohnen, Hirse, Erdnüsse. Als heiliger Baum gilt in Benin der Iroko. In der Trockensavannenregion sind verschiedene Baumarten anzutreffen. Besonders markant ist der Baobab (Adansonia digitata) oder Affenbrotbaum. Er gilt überall in Afrika als heiliger Baum. Alles an ihm findet Verwendung: seine Rinde wird zu geflochtenen Matten verarbeitet, aus seinen Früchten gewinnt man vitaminhaltigen Saft, die jungen Blätter werden als Gemüse gegessen und die Wurzeln sind in der traditionellen Medizin von Bedeutung. Im Dezember fallen die orange-roten Blüten des Roten Kapoks auf, der in der Zeit keine Blätter trägt. Des Weiteren prägen üppige Mangobäume das Landschaftsbild der Savanne.

Fauna

Benin bietet vielleicht die besten Chancen zur Tierbeobachtung in Westafrika. Dennoch gibt es auch hier wenig geschützte Gebiete und nicht die großen Herden wie in Ostafrika oder in der südlichen Hemisphäre des Kontinents. Es gibt zwei Nationalparks im Norden und Nordwesten des Landes, den Pendjari und den W Nationalpark. In beiden Parks besteht die Möglichkeit Löwen, Leoparden und Geparden zu sehen, auch die kleineren Katzen Serval, Karakal und die Afrikanische Wildkatze sind in den zwei Gebieten anzutreffen. Sowohl in Pendjari als auch in W gibt es eine verhältnismäßig große Elefanten-Population mit insgesamt über 3000 geschätzten Tieren. Während der Afrikanische Wildhund vermutlich in Benin nicht mehr vorkommt, bestehen gute Chancen, Tüpfelhyänen zu sichten. An Primaten sind am häufigsten Paviane und Grüne Meerkatzen, sowie Husarenaffen vertreten. Mehrere Antilopenarten sind in beiden Parks beheimatet, darunter die Pferdantilope, der Defassa Wasserbock, Kuhantilope, Buschbock, Oribi und verschiedene Duikerarten. Ebenfalls häufig anzutreffen sind Warzenschweine und Klippschliefer.

Auch Vogelliebhaber kommen in Benin auf ihre Kosten. Insgesamt 572 Vogelarten wurden in Benin gezählt. Die Küstenlagunen bieten die Möglichkeit, zahlreiche Wasservögel zu beobachten, wobei das Gebiet um die beiden Seen Nakoué und Ahémé teilweise bewaldet ist und somit Chancen bestehen, auch Waldvögel zu sichten. Unter den in Benin anzutreffenden Vogelarten befinden sich über 50 verschiedene Raubvögel wie der Schreiseeadler und mehrere Geierarten, an Gewässern der beiden Nationalparks findet man Störche wie den Marabu- und den Jaribu-Storch, Ibisse, zahlreiche Reiherarten, Kiebitze, Blaustirn-Blatthühnchen und viele mehr. Für ornithologisch Interessierte empfiehlt sich die Mitnahme eines Vogelbestimmungsbuches wie  HarperCollins 1977 Field Guide tot he Birds of West Africa.

An Reptilien sind in beiden Nationalparks Nilkrokodile beheimatet, und können an den Flussufern leicht gesichtet werden. Bei vielen Einheimischen gelten sie als heilig. Eine Vielzahl an Schlangenarten kommt in Benin vor, allerdings bekommt man die scheuen Tiere selten zu Gesicht. Unter ihnen befindet sich auch die größte Schlange Afrikas, die Felspython. Eine kleinere, weit verbreitete Pythonart ist die Königspython, die die meisten Touristen im Pythontempel in Ouidah sehen und sich um den Hals legen lassen. An Giftschlangen findet man in Benin u.a. Puffottern, Gabunvipern, Speikobras und die Schwarze Mamba. Auch Chamäleons sind in Benin anzutreffen, leider meistens tot als Ingredienz zu einem Heilmittel auf dem Fetischmarkt. Weitere Reptilienvertreter sind Schildkröten, vor allem Leopardenschildkröten,  Warane, bunte Agamen und der weit verbreitete, äußerst nützliche, insektenfressende Hausgecko.

 

Geographie

Die Landesfläche von Benin beträgt 112.620 km². Das Land erstreckt sich vom Golf von Guinea im Süden bis zum Staatsgebiet von Niger im Norden und Burkina Faso im Nordwesten. Im Osten befindet sich Nigeria und im Westen Togo. Der Küstenstreifen des Landes beträgt etwa 120 km und ist von Lagunen, Sümpfen und Seen geprägt. Dazu gehören u.a. der Lac Nakoué und der Lac Ahémé. Hinter der Küste und ihrem Lagunensystem gibt es im Landesinnern mehrere Plateaus, die durch Flusstäler getrennt werden, im Zentrum liegt der Lamawald. Weiter im Norden folgt eine Ebene mit Inselbergen die überwiegend aus Savanne, Trockenwälder und Nutzflächen für den Anbau von Ölpalmen, Kokospalmen, Bananen und Ananas besteht. Die höchsten Erhebungen sind im Norden Benins in den Atakora-Bergen, einem Ausläufer des Togo-Gebirges, das sich von Ghana über Togo bis nach Benin erstreckt. Dies ist das einzige Gebirge Benins und hier befindet sich der höchste Berg des Landes, der Mont Sokbaro mit einer Höhe von 658 m. Die Atakora-Kette steigt selten über 600 m und besteht hauptsächlich aus Quarziten, was zu nährstoffarmen Böden führt. Der Niger bildet im Nordosten die Grenze zur Republik Niger über 120 km. Längster Fluss des Landes ist der Ouémé mit rund 510 km. Seine wichtigsten Zuflüsse sind der Okpara und der Zou. Der Mono fließt im Westen von Benin und stellt über 100 km die Grenze zu Togo dar. Er mündet bei Grand Popo ins Meer.

 

Wirtschaft

Rund zwei Drittel der Beniner sind in der Landwirtschaft tätig. Das wichtigste Exportprodukt ist Baumwolle, gefolgt von Erdnüssen und Palmöl. Wie Mali leidet auch Benin stark unter dem gefallenen Weltmarktpreis für Baumwolle und den Subventionen, die die USA und Europa für den Baumwollanbau in ihren Ländern zur Verfügung stellen.

Die Industrie spielt keine wichtige Rolle. Allein Zementherstellung, Baumwollentkörnung, Nahrungsmittelverarbeitung  sowie in geringem Maße Textilindustrie sind nennenswert.

Ein weiterer wichtiger Sektor ist der Transithandel über den Hafen von Cotonou. Massen von Gebrauchtwagen kommen hier an und werden weiter nach Nigeria, Burkina Faso, Niger, Tschad oder Mali transferiert. Aufgrund von Korruption wird jedoch ein hoher Prozentsatz dem informellen Sektor zugeschrieben. Dies gilt auch für den Benzinschmuggel, speziell ausgerüstete Motorräder mit großen Tanks verkehren zwischen Nigeria und Benin und bringen den Treibstoff illegal über die Grenzen.

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