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GUINEA

Geschichte

Archäologische Funde in der Kakimbo-Grotte in der Nähe von Conakry und in Blandé belegen, dass die Gegend schon im Neolithikum bewohnt war. Um das Jahr 900 lassen sich die Susu in Niederguinea und die Malinké in Oberguinea nieder. 

Der heutige Staat Guinea ist, wie sein Nachbar Mali, geprägt von den drei großen Imperien Ghana, Mali und Songhai.

Einst war Guinea ein Vasall des großen Ghana-Reichs, das um 600 n. Chr. auf dem Gebiet der Soninké gegründet wurde. Die wohlhabenden Herrscher residierten in Koumbi Saleh, dessen Ruinen sich im heutigen Mauretanien befinden und kontrollierten von dort den Handel in der westlichen Sahara. Vor allem der Handel mit Gold machte das Ghana-Imperium zu einem reichen Land, das sich in seiner Blütezeit im 11. Jahrhundert vom Senegal-Fluss im Westen bis zu den Ufern des Nigers im Osten erstreckte und im Norden bis weit in die Sahara hineinreichte. Mit der Ankunft muslimischer Eroberer aus Marokko setzte der Verfall des großen Reiches ein, von dem es sich nie erholen sollte.

Im 13. Jahrhundert legte der Mande-König Soundiata Keita den Grundstein für ein neues Reich: Mali. In seiner Regierungszeit dehnte sich das Reich aus vom Fouta Djalon-Gebirge im heutigen Guinea bis ins Nigerbinnendelta. Seine Hauptstadt war Niani im Norden von Oberguinea. Der bedeutendste und mächtigste Herrscher von Mali war jedoch Kankan Moussa, der 1324/25 eine legendäre Pilgerreise nach Mekka unternahm, wobei er so viel Gold verteilte, dass der Goldpreis einbrach. Während seiner Herrschaft befand sich das Reich Mali auf seinem Zenit, es verfügte dank seiner Goldminen und dem Handel mit Salz und Sklaven über immense Reichtümer und erstreckte sich vom Atlantischen Ozean im Westen bis zu den Grenzen des heutigen Nigerias. Es war aber auch eine Zeit des Friedens, in der bedeutende Bauwerke geschaffen wurden und die Künste eine Blütezeit erlebten. Die Nachfolger Kankan Moussas konnten ihre Macht nicht festigen und mit Beginn des 15. Jahrhunderts begann der Niedergang des großen Mali-Reiches. Der Vasallenstaat der Songhai nahm Niani ein und brannte die Stadt nieder. Unter dem Songhai-Herrscher Sonni Ali Ber entstand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts das Songhai-Reich mit seiner Hauptstadt Gao. Sein Nachfolger Askia Mohammed begründete die Askia-Dynastie, die fast ein Jahrhundert lang das Reich regierte. Unter dieser Dynastie erlebte das Songhai-Reich seine Blütezeit und expandierte weiter, bis 1591 die Marokkaner in das Imperium einfielen und den Zusammenbruch des Reiches Songhai herbeiführten.

Gleichzeitig mit dem Aufstieg des Songhai-Reichs kamen die ersten Europäer nach Guinea. Die Portugiesen segelten im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts an Guineas Küste vorbei auf der Suche nach dem Seeweg nach Indien. Ihr Hauptaugenmerk galt zuerst dem Handel mit Gold, doch schon etwa 20 Jahre nach der Entdeckung Amerikas begann der Sklavenhandel, der bis ins 19. Jh. andauern sollte.  In derselben Zeit erfolgte im 17. Jahrhundert und Anfang des 18. Jahrhunderts eine Einwanderungswelle der islamisierten Fulbe aus dem Nigerbinnendelta und aus Fouta Toro im heutigen Senegal ins Fouta Djalon-Gebirge. Sie begannen, die ursprünglichen Bewohner zum Islam zu konvertieren. 1725 erklärte Ibrahima Moussa den Heiligen Krieg und gründete mit Karamoko Alpha an der Spitze, der den Titel Almamy annahm, einen theokratischen Staat. Interne Differenzen und Auseinandersetzungen mit dem Toucouleur Oumar Tall erleichterten den Franzosen, die ab 1896 die Gegend kolonisierten, die Einnahme dieses Staates.

Die Westküste war heißumkämpft von den Portugiesen, die allerdings nur Guinea-Bissau und die Kapverden einnehmen konnten, den Engländern, die den Kampf um Liberia, Sierra Leone und Gambia gewannen und den Franzosen, die letztendlich in Rivières du Sud, wie sie die Gegend der guineischen Küste nannten, Fuß fassen konnten. 1891 wurde das Gebiet autonome französische Kolonie und bekam den Namen Französisch-Guinea, welches 1895 in Französisch-Westafrika eingegliedert wurde. Gegen die Expansion der Franzosen leistete der Malinké Samory Touré ab 1882 erheblichen Widerstand. Er gilt auch heute noch als Volksheld in Guinea. Erst 1898 konnte er gefangen genommen werden. Er wurde nach Gabun deportiert und starb dort zwei Jahre später. Guinea wurde eine der reichsten Kolonien Frankreichs. Während in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hauptsächlich Produkte wie Kautschuk, Bananen und Kaffee angebaut wurden, begann nach dem Zweiten Weltkrieg der Abbau von Bodenschätzen. In dieser Zeit erwachte auch das politische Selbstbewusstsein der unterworfenen Staaten und verschiedene Gesellschaften, Gewerkschaften und Parteien wurden gegründet. Dabei hob sich eine Persönlichkeit hervor: Ahmed Sékou Touré, ein Nachkomme von Samory und Mitglied der Parti Democratique de Guinée (PDG). Als im August 1958 Charles de Gaulle den Kolonien die Wahl zwischen Unabhängigkeit und Autonomie im Rahmen einer französisch-afrikanischen Gemeinschaft anbot, war es Sékou Touré, zu der Zeit Vizepräsident der ersten guineischen Regierung, der de Gaulle die Stirn bot. Guinea war das einzige Land, das sich für die Unabhängigkeit entschied. Diese wurde am 2. Oktober 1958 proklamiert und Sékou Touré wurde Präsident der 1. Republik. Bei ihrem Abzug zerstörten die Franzosen die gesamte Infrastruktur und hinterließen ein wirtschaftliches Chaos. Sékou Touré wandte sich schon bald dem Ostblock zu und richtete ein marxistisch-leninistisches System ein. 1967 löste er eine Kulturrevolution aus nach dem Modell der Chinesen. Er verstaatlichte die Agrarbetriebe und führte von da an eine Gewaltherrschaft, bei der Gegner eingekerkert, gefoltert und hingerichtet wurden. Das Land isolierte sich und stürzte in tiefes Elend. Nur eine Marktfrauenrevolte 1977 und darauf folgende Unruhen brachten ihn dazu, seine Politik zu mildern und sich Frankreich und den Nachbarländern wieder anzunähern. 1984 starb Sékou Touré an den Folgen eines Herzinfarkts.  Nach seinem Tod fand ein Putsch statt und neuer Präsident wurde der Susu Lansana Conté, der versprach, die Menschenrechte zu respektieren, gegen die Korruption zu kämpfen und die Wirtschaft zu sanieren. Doch am Ende seiner Herrschaft war Guinea das korrupteste Land Afrikas, die Wirtschaft war vollkommen zusammengebrochen und Proteste gegen seine Politik wurden immer wieder gewaltsam niedergeschlagen. Conté starb am 22. Dezember 2008 an den Folgen einer langjährigen Leukämie. Durch einen Staatsstreich kam nach ihm Hauptmann Moussa Dadis Camara an die Macht. Am 3. Dezember 2009 wurde er von einem seiner engsten Vertrauten während eines Streitgesprächs in den Kopf geschossen und schwer verletzt. Die Nummer 2 der Militärjunta Sékouba Konaté wurde Chef einer Übergangsregierung und am 7. November 2010 fanden demokratische Wahlen statt, aus denen Alpha Condé, langjähriger Gegner Lansana Contés, als Sieger hervorging.

 

Bevölkerung

Guinea hat rund 10,2 Millionen Einwohner. Drei Ethnien sind dominierend: die Fulbe, auch Peulh oder Fulani genannt, die Malinke und die Susu. Die Fulbe sind mit etwa 40% die größte Ethie. Sie sind im 17. Jh. aus dem heutigen Mali eingewandert und sind heute hauptsächlich im Fouta Djalon-Gebirge anzutreffen. Die zweitgrößte Ethnie sind die Malinké mit einem Anteil von 30% an der Gesamtbevölkerung. Sie sind hauptsächlich in Oberguinea angesiedelt. Die Susu, die wie die Malinké zu der Mandé-Gruppe zählen, sind mit 20% vertreten. Sie leben überwiegend an der Küste. Die restlichen 10% sind die Bewohner Waldguineas, die sich aus mehreren Ethnien zusammensetzen mit vollkommen unterschiedlichen Bräuchen: Die Kissi bewohnen die Gegend um Kissidougou, und sind mit 8% die größte Ethnie in der Waldregion Guineas. In der Gegend von Macenta leben die Toma  und N’Zérékoré ist die Heimat der Guerzé. Weitere kleine ethnische Gruppen sind die Baga in der Gegend von Kamsar, die Konianké, Kuranko, Manon und Kono, sowie die Bassari und Coniagui.

 

Religionen

Rund 85% der Bevölkerung bekennt sich zum Islam, der sehr moderat praktiziert wird. Die restlichen 15% sind Animisten und Christen, die hauptsächlich in der Waldregion leben. Es besteht eine hohe Toleranz gegenüber den jeweils Andersgläubigen.

 

Sprachen

Amtssprache ist Französisch. Außerdem gibt es viele lokale Sprachen wie Susu, das an der Küste und in der Hauptstadt Conakry gesprochen wird, Pular, die Sprache der Fulbe, Malinké, Toma, Guerzé, Kissi u.a.

 

Flora und Fauna

Flora

Die Savanne wird beherrscht von einzeln stehenden Baobabs (Adansonia digitata), Mango- (Mangifera indica), Karité- (Vitellaria paradoxa), und Nérébäumen (Parkia biglobosa). Auffallend ist der Rote Kapok (Bombax ceiba), der ursprünglich aus dem tropischen Asien stammt. Häufig sieht man hier auch den Kapok- oder Seidenwollbaum (Ceiba pentandra), der durch seine Brettwurzeln auffällt, und den in Madagaskar beheimateten Flamboyant.

Im Fouta Djalon überraschen die von Auguste Chevalier eingeführten Pinien und Bambuswälder aus China. Hier werden auch Erdbeeren angepflanzt, des Weiteren werden Nutzpflanzen wie Erdnüsse, Kartoffeln, sowie verschiedene Gemüse- und Getreidesorten angebaut.  Auch Cashewbäume und der aus Australien eingeführte Eukalyptus prägen das Landschaftsbild. An Flüssen wächst Pandanus mit seinen charakteristischen Stelzenwurzeln und selten sieht man einen Baumfarn.

Die Küste ist geprägt von Mangrovensümpfen und Palmenhainen. Große Ölpalmenplantagen sind charakteristisch, ebenso wie Reisfelder, Bananen- und Ananaspflanzungen.

In Waldguinea ist der Primärwald fast ganz verschwunden. In den Nimbabergen ist Sekundärwald vorherrschend. Im Forêt Classé de Ziama wachsen Harthölzer wie Azobe und Mahagoni, ein riesiger Entandophragma cylindricum ist der größte dort vorkommende Baum.

 

Fauna

Die Tierwelt in Guinea wurde durch Wilderei und das Verschwinden der Lebensräume stark dezimiert. Es gibt noch einige wenige Waldelefanten in der Gegend um Sérédou, einige wenige Löwen und Leoparden bei Faranah und nördlich von Siguiri. Verschiedene Primatenarten sind noch in den Wäldern beheimatet, wie z.B. Schimpansen, Grüne Meerkatzen, Husarenaffen und Paviane. Die besten Möglichkeiten, sie zu sehen, hat man am Mont Nimba, wo auch noch einige Antilopenarten existieren. Der Parc National du Haut Niger ist leider vollkommen verwahrlost. Im Park Mafou zwischen Faranah und Kankan sollen wieder Schimpansen und Flusspferde eingeführt werden und im Norden des Landes an der Grenze zum Senegal liegt der grenzübergreifende Park Niokolo-Badiar. Hier wurden rund 80 Säugetierarten gezählt, darunter auch Löwen und Leoparden, Tüpfelhyänen, verschiedene Primatenarten wie Schimpansen, Grüne Meerkatzen und Husarenaffen, Elefanten, Flusspferde, Civet- und Ginsterkatzen u.v.a.

Auch die Reptilien sind in Guinea zahlreich vertreten. In den Flüssen existieren noch Krokodile und eine Vielfalt von Schlangen ist landesweit zu finden, darunter Kobras, Puffotter und Grüne Mamba.

Insgesamt 726 Vogelarten wurden in Guinea gezählt, davon sind 9 Arten bedroht. An der Küste, in Flussmündungen und in den Mangrovengebieten findet man u.a. Flamingos, Pelikane und verschiedene Reiherarten, in den Wäldern und in der Savanne leben zahlreiche Raubvogelarten, darunter der Kampfadler, Schlangenadler oder auch der Schwarzmilan. Hier ist sind auch Senegalracken, weitverbreitet. Des Weiteren lebt in Guinea eine Vielfalt an Staren, Webervögeln, Hornvögeln, Nektarvögeln, Eisvögeln etc.

 

Geographie

Die Staatsfläche von Guinea beträgt 245.855 km². Das Land erstreckt sich vom Atlantik im Westen bis nach Mali im Nordosten und an die Elfenbeinküste im Südosten. Im Norden grenzt es an den Senegal und an Guinea-Bissau und im Süden an Sierra Leone und Liberia.

Guinea wird unterteilt in vier große Regionen: Die Küstenregion mit vielen Buchten, Sümpfen und vorgelagerten Inseln, das Fouta Djalon-Gebirge, das Höhen von über 1500 m erreicht und in dem zahlreiche Flüsse entspringen u.a. auch der drittgrößte Strom Afrikas, der Niger, sowie der Senegal und der Gambia. Eine weitere Region ist Oberguinea, das von dem hügeligen, zwischen 400 und 500 m hohen Mandingplateau geprägt ist, und Waldguinea mit den Nimbabergen, wo der höchste Berg Guineas zu finden  ist,  der zum Weltnaturerbe der UNESCO zählende  Mont Nimba mit 1752m.

 

Wirtschaft

Obwohl Guinea ein rohstoffreiches Land ist, zählt es nach wie vor zu den ärmsten Staaten der Welt, was hauptsächlich in der Korruption und Schattenwirtschaft Guineas begründet ist. Schätzungsweise 80 % der Bevölkerung leben von der Landwirtschaft, ein Großteil davon von Subsistenzwirtschaft. Angebaut werden u.a. Hirse, Maniok, Reis, Kartoffeln, Kaffee, Bananen und Ölpalmen. Auch Viehzucht und besonders Fischfang sind von großer Bedeutung. An Bodenschätzen wird vor allem das weltweit begehrte Bauxit abgebaut, des Weiteren Gold, Diamanten, Nickel, Uran und Eisenerz. Zu den wichtigsten Exportgütern zählen neben Bauxit Tonerde, Gold und Diamanten, sowie Kaffee und Fisch. Importiert werden überwiegend Nahrungsmittel und Konsumgüter.

 

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