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BURKINA FASO

Geschichte

Über die prähistorische Zeit weiß man bis jetzt nur wenig. Es gibt Belege, dass im Nordwesten des heutigen Staatsgebiets bereits vor 14.000 Jahren Jäger und Sammler gelebt haben. Im Südwesten des Landes wurden die Ruinen von Loropeni gefunden, die zum ersten Weltkulturerbe der UNESCO in Burkina Faso wurden.

Auf dem heutigen Gebiet siedelten bereits im ersten Jahrtausend unserer Zeitrechnung ethnische Gruppen wie die Gourousi, Bobo oder Senufo. Ab dem 12. Jahrhundert ist die vorkoloniale Zeit hauptsächlich geprägt von einer großen Migration, die bedeutende Umwälzungen mit sich brachte und aus der die beiden hochentwickelten Mossi-Reiche hervorgingen, die sich lange erfolgreich gegen die Angriffe anderer Eroberer und gegen die Islamisierung verteidigten. Auch im 18. und 19. Jahrhundert migrierten weitere Gruppen, so kamen z.B. die Lobi und die Dagara aus Ghana und Elfenbeinküste und ließen sich im Südwesten von Burkina Faso nieder.

Im Jahre 1896 begann die Kolonisierung durch Frankreich, das Land wurde in das Gebiet von Französisch-Westafrika eingegliedert. Immer wieder kam es zu Aufständen gegen die Kolonialherren, so im Jahre 1915, als sich die Bwa erhoben. Die Revolte wurde jedoch blutig niedergeschlagen. 1919 wurde das Gebiet in Obervolta umbenannt. Da Obervolta selbst wirtschaftlich unbedeutend war, wurden Millionen von Arbeitern als billige Arbeitskraft für die Nachbarkolonien wie Elfenbeinküste oder Mali zwangsrekrutiert. Auch im Straßen- und Eisenbahnbau wurden sie als Zwangsarbeiter eingesetzt. Während der beiden Weltkriege wurden zahlreiche Soldaten aus dieser Region für Frankreich aufs Schlachtfeld geschickt. Zwischen1932 und 1947 wurde Obervolta aufgeteilt und in die Nachbarkolonien Französisch-Sudan (heutiges Mali), Niger und Elfenbeinküste integriert. Auf Betreiben der französischen Kolonialherren wurde begonnen, Baumwolle anzupflanzen, um damit die Textilindustrie in Frankreich zu versorgen und von teuren Importen unabhängig zu machen. Noch heute ist Baumwolle das wichtigste Exportgut Burkina Fasos. 1958 erhielt Obervolta die Autonomie.

Am 5. August 1960 wurde Obervolta in die Unabhängigkeit entlassen. Maurice Yaméogo wurde Präsident der ersten Republik. 1966 zwang man ihn in Folge einer Revolte zum Rücktritt.  Mehrere Staatsstreiche folgten über die nächsten anderthalb Jahrzehnte und Staatsformen wechselten ab:

-       -         1966 – 1970: erste Militärregierung

-       -         1971 – 1974: die zweite Republik

-       -         1974 – 1976: Regierung der nationalen Erneuerung unter Militärherrschaft

-       -         1976 – 1977: Übergangsregierung

-       -         1977 .- 1978: Regierung der nationalen Einheit

-       -         1978 – 1980: Dritte Republik

-       -         1980 – 1982: erneute Militärherrschaft unter Oberst Zerbo

-       -         1982 – 1983: erneuter Putsch und Übergangsphase zu bedeutenden        

                      Umwälzungen

Mit dem Staatsstreich einer Gruppe junger Offiziere im November 1982 kam Jean-Baptiste Ouédraogo an die Macht. Doch die Gruppe war sich nicht einig und es bildeten sich verschiedene Lager.  Am 4. August 1983 kam es erneut zum Putsch unter Kapitän Blaise Compaoré, in dessen Anschluss der kommunistisch ausgerichtete „Nationalrat der Revolution“ (CNR) unter der Führung von Thomas Sankara gegründet wurde. Sankara unternahm einschneidende Veränderungen, das Land bekam neue Verwaltungsstrukturen, Grund und Boden wurde verstaatlicht. Er stellte ein beeindruckendes soziales Programm auf, in dessen Rahmen Impfkampagnen durchgeführt, Bildung und Wohnungsbau gefördert und die Rechte für Frauen verbessert wurden. Stauseen und Brunnen wurden gebaut, und er kämpfte gegen die Korruption. Im Jahre 1984 wurde Obervolta in Burkina Faso umbenannt, was so viel bedeutet wie Land der Aufrichtigen. Während das Ansehen des Landes unter dem charismatischen Führer im Ausland wuchs, gab es innenpolitisch schon bald Streitereien, die am 15. Oktober 1987 in einem blutigen Staatsstreich endeten, bei dem Sankara ermordet wurde. Eine neue Militärherrschaft begann unter dem Namen „Volksfront“, geführt von Kapitän Blaise Compaoré, der den Revolutionskurs Sankaras korrigieren wollte. Im Zuge der weltweiten politischen Änderungen Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre wurde er gezwungen, einen Demokratisierungskurs einzuschlagen. Im Juni 1991 wurde eine neue Verfassung verkündet, politische Parteien waren wieder zugelassen. Blaise Compaoré ist mit seinem Wahlsieg 2011 bis heute an der Macht.

 

Bevölkerung

Die rund 14 Millionen Einwohner des Landes teilen sich auf über 60 Ethnien auf. Die größte ethnische Gruppe in Burkina Faso sind mit ungefähr 50% die Mossi, Etwa 8% sind Fulbe, die hauptsächlich im Norden leben. Die Bissa und Samo machen 6% der Bevölkerung aus. Sie gehören zur Mande-Gruppe, genauso wie die Bwaba, deren Anteil 3% beträgt. Ebenfalls 3% der Bewohner des Landes sind Dioula und Marka. Die Gourmanche sind überwiegend im Osten beheimatet, sie machen rund 7% der Bevölkerung aus. Im Westen leben die Bobo mit ebenfalls circa 7% von der Gesamtbevölkerung. Im Süden sind die Gourousi, die mit ihren Untergruppen Lela, Nuna, Kassena, Sisola, Winye und Puguli insgesamt ungefähr 6% der Bevölkerung darstellen. Ebenfalls im Süden sind Birifor, Dan, Dagara und Obi angesiedelt, die ursprünglich aus dem heutigen Ghana kommen. Ganz im Südwesten  leben die Senufo mit den eng verwandten Gruppen Karaboro, Tusya, Turka, Gwe und Wara, deren Anteil an der Gesamtbevölkerung etwa 2 % beträgt. Neben den Fulbe leben im Norden auch die Tuareg, Bella und Songhai.

 

Religionen

Ein Großteil der Burkinabe sind Anhänger der Naturreligionen, wobei viele sich gleichzeitig zum Islam oder zum Christentum bekennen. Im Norden des Landes, hauptsächlich unter den Fulbe und den Tuareg, aber auch unter den Mossi , ist der Islam weit verbreitet. Schätzungsweise 50% der Burkinabe sind Muslime, die Zahl der Christen wird mit 10% angegeben, die Mehrzahl davon sind Katholiken. Ouagadougou ist Sitz des Erzbischofs. Es gibt auch protestantische Glaubensrichtungen. Es besteht eine hohe religiöse Toleranz, so dass es im Zusammenleben der Anhänger der verschiedenen Glaubensrichtungen zu keinen Problemen kommt.

 

Sprachen

Amtssprache ist Französisch, daneben werden die drei  Nationalsprachen Moore (die Sprache der Mossi), Dioula und Fulfulde gesprochen. Dioula hat sich zu einer wichtigen Verkehrs- und Handelssprache in ganz Westafrika entwickelt und wird in Burkina Faso hauptsächlich  im Süd- und Nordwesten gesprochen. Fulfulde ist als Sprache der Fulbe besonders im Norden verbreitet. Der Name Burkina Faso setzt sich zusammen aus dem Moore Wort für Ehre oder Würde (burkina) und dem Dioula-Wort für Vaterland (faso), was mit Land der Aufrechten oder Aufrichtigen übersetzt wird. Ein Mensch aus Burkina Faso wird Burkinabe genannt, wobei die Endung –be aus dem Fulfulde kommt und den Plural von Kind oder Mensch darstellt. Des Weiteren werden noch zahlreiche andere Sprachen gesprochen, wobei die meisten der Gur- oder Voltagruppe der Niger-Kongo-Sprachfamilie angehören.  Dazu gehören Lobiri, Senufo, Gourmanchema, Gourounsi, Dagara, Tusyan, Birifor oder auch Bwamu. Zur Mande-Gruppe gehören Bissa, Marka, Samo und Bobo, Die Tuareg im Norden des Landes sprechen Tamaschek.

 

Flora und Fauna

Flora

In Burkina Faso kommen rund 1700 Pflanzenarten vor.

In der semi-ariden Sahelzone wachsen hauptsächlich Hartlaubsträucher, Dorngewächse, Gräser, Sukkulenten, Akazien, wie acacia senegal, Tamarisken oder auch Jujube (Ziziphus mauritania), der kleine Früchte liefert, die von den Fulbe und Tuareg gerne gegessen werden.

Die südlich anschließende Sahel-Sudanzone wird beherrscht von einzeln stehenden Baobabs (Adansonia digitata), Mango- (Mangifera indica), Karité- (Vitellaria paradoxa), Nere- (Parkia biglobosa) und Neem-Bäumen (Azadirachta indica) Auffallend ist der Rote Kapok (Bombax ceiba), der ursprünglich aus dem tropischen Asien stammt. Häufig sieht man hier auch den Kapok- oder Seidenwollbaum (Ceiba pentandra), der durch seine Brettwurzeln auffällt. Auch eines von Afrikas besten Harthölzern wächst hier: der Afrikanische Mahagoni oder auch Cailcédrat genannt (Khaya senegalensis), ein bis zu 30 m hoher Baum mit einer dichten Krone, der u.a. zum Bau von Booten verwendet wird.

Es gibt verschiedene Arten von Palmen in Burkina Faso, die Dum-  (Hyphaene thebaica) und die Borassuspalme (Borassus aethiopum), besonders um Banfora werden auch Ölpalmen (Elaeis guineensis) angebaut.

In der Sudanzone wächst Senegalesisches Rosenholz (Pterocarpus erinaceus) und Afzelia (Afzelia africana). Im äußersten Süden des Landes gibt  es noch dichte Waldgebiete wie den Forêt de Koulbi.

Fauna

Vier der Big Five sind in Burkina Faso beheimatet: der Elefant, der Afrikanische Büffel, der Leopard und der Löwe. In den vier Nationalparks des Landes W, Arly Reserve, Nazinga Ranch und Deux Balés Park besteht die Möglichkeit, sie zu sehen, wobei die Chancen im W am besten sind. Auch Geparden sind hier anzutreffen, allerdings sehr selten. Im W soll es noch ein Rudel des Afrikanischen Wildhundes geben, der weltweit vom Aussterben bedroht ist. Neben Hyänen findet man Goldschakale und den seltenen Streifenschakal. Das größte Landsäugetier der Welt, den Elefanten, trifft man häufig an den Wasserlöchern der Nazinga Ranch und im Deux Balés Park an. Zahlreiche Antilopenarten sind in Burkina Faso zuhause, so die Pferdantilope, Kuhantilope, der Defassa Wasserbock, die Kobantilope, Buschböcke und verschiedene Duikerarten. Ein gerngesehener Geselle in den Nationalparks ist das Warzenschwein. An Primaten sind am häufigsten Paviane und Grüne Meerkatzen, sowie Husarenaffen vertreten. Flusspferde kann man nicht nur in den Nationalparks sehen, es gibt auch außerhalb Tümpel mit Hippos, z.B. in Tengrela bei Banfora oder in Bala unweit von Bobo-Dioulasso.

Auch Vogelliebhaber kommen in Burkina Faso auf ihre Kosten. Insgesamt 496 Vogelarten wurden hier gezählt, allerdings nur 20% davon sind im Land heimisch. Die Nationalparks bieten eine gute Möglichkeit zur Vogelbeobachtung, wobei zu beachten ist, dass diese generell nur von November bis Mai geöffnet sind, also nicht in der Regenzeit, wenn die Straßen häufig unbefahrbar sind. Hier eine kleine Auswahl der in Burkina Faso vertretenen Vogelarten: Abdimstorch und andere Störche wie Schwarzstörche und Sattelstörche, Senegalracken, Schwarze Milane, verschiedene Reiherarten wie Schwarzhalsreiher, Silber- und Kuhreiher, Krokodilwächter, Adlerarten wie Schreiseeadler und zahlreiche andere Raubvögel, Ohrengeier, Namaqua-Tauben, viele Starenarten, Blassuhus und viele andere.  Für ornithologisch Interessierte empfiehlt sich die Mitnahme eines Vogelbestimmungsbuches wie  Harper Collins 1977 Field Guide tot he Birds of West Africa.

An Reptilien findet man mancherorts Nilkrokodile, die für verschiedene Ethnien heilig sind. Des Weiteren gibt eine Vielfalt an Schlangenarten, die jedoch sehr scheu sind und selten angetroffen werden, und es gibt verschiedene Agamen und Geckos.

 

Geographie

Burkina Faso umfasst eine Fläche von 274.200 km² und erstreckt sich von der Grenze nach Ghana und Elfenbeinküste im Süden bis in die Sahelzone im Norden, wo es an Mali grenzt. Im Osten liegt der Staat Niger, im Südosten Benin und Togo.

Burkina Faso ist überwiegend ein flaches Land. Die Hälfte des Landes erreicht eine durchschnittliche Höhe von 250 m – 350 m über dem Meeresspiegel. Topografisch lassen sich eine Rumpffläche und ein Sandsteinmassiv unterscheiden. Die Rumpffläche umfasst etwa drei Viertel von Burkina Faso, es handelt sich um eine flachwellige Hochebene. Das Sandsteinmassiv erhebt sich im Südwesten des Landes. Hier befindet sich auch der Ténakourou, der mit 749 m die höchste Erhebung Burkina Fasos darstellt. Zwischen Bobo Dioulasso und Banfora erstreckt sich von Nordosten nach Südwesten eine Felswand, die etwa 150 m Höhe erreicht. Ein weiteres kleines Massiv, das Massiv von Sobmangou,  liegt im Südosten an der Grenze nach Togo und Benin. Hier findet man ebenfalls eine senkrechte Felswand vor, die sich circa 100 m über das Plateau erhebt.

In Burkina Faso entspringen die drei Quellflüsse des Volta, nach dem der Staat früher Obervolta genannt war. Es sind der Schwarze Volta oder Mouhoun, der Weiße Volta oder Nakambé und der Rote Volta, auch Nazinon genannt, die auf dem Staatsgebiet von Ghana zusammenfließen. Ein weiterer wichtiger Fluss ist der Pendjari, der Namensgeber für den Nationalpark in Benin. Er bildet einen Teil der Grenze mit Benin. Der Comoé ist ein bedeutender Fluss im Westen, der in den Felsen bei Banfora seinen Ursprung hat.

 

Wirtschaft

Etwa 90% der Bevölkerung ist in der Landwirtschaft tätig, überwiegend werden Getreide, Obst und Gemüse für den Eigenbedarf angebaut, darunter Hirse, Mais, Sorghum, Fonio und Reis sowie Yams, Maniok und Zuckerrohr.

Hauptausfuhrartikel sind Baumwolle mit 50% Anteil an den Exporten und Erdnüsse, in geringem Maße auch Gold und Mangan. Wie seine baumwollproduzierenden Nachbarn leidet auch Burkina Faso an dem Verfall des Weltmarktpreises für Baumwolle und an den Subventionen, mit denen Europa und vor allem die USA die eigene Baumwollwirtschaft unterstützen. Des Weiteren exportiert Burkina Faso Vieh in die Nachbarländer.

Auf dem industriellen Sektor sind erwähnenswert die Lebensmittel- und die Textilindustrie, ein Automontagewerk und eine Mopedfabrik, sowie eine Brauerei und eine Ölmühle.

Der Handels- und Dienstleistungssektor ist überwiegend in der Hand der libanesischen Gemeinschaft. Ein Großteil der Bevölkerung arbeitet im informellen Sektor, wodurch der Staat viele Steuereinnahmen verliert.

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